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Prof. Dr. Christian Oberländer
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06108 Halle (Saale)
Postanschrift:
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Philosophische Fakultät I:
Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften
Orientalisches Institut
Seminar für Japanologie
06099 Halle (Saale)
Dissertationen
Laufende Dissertationsprojekte
- Doreen Thierfelder, M.A. (Die Bedeutung der Sonne im japanischen Altertum)
- Katharina Dalko, M.A. (Rechtspopulismus in Japan)
- Britta Stein, M.A. - (Prähistorische Archäologie Japans)
- Michael Dietrich, M.A. (Gelehrsamkeit in Japan)
- Martin Genzow, M.A. (Die Schneidwarenindustrie in Japan)
- Anne Lange, M. A. (Neue Religionen der Zwischenkriegszeit in Japan)
- Stefan Peßler, M. A. (Entwicklung der Vokalharmonie im Japanischen)
- Juliane Schulz, M. A. (Volksabstimmungen und direkte Demonkratie in Japan)
- Franziska Steffen, M. A. (Neue Religionen und Medizin in der Meiji-Zeit)
Doreen Thierfelder, M.A. (Die Bedeutung der Sonne im japanischen Altertum)
Die Bedeutung der Sonne im japanischen Altertum
Sowohl die den Tennō legitimierenden Mythen des Kojiki und Nihonshoki, als auch die Nationalflagge bezeugen die tiefe Verwurzelung der Sonne in der Identität Japans. Bereits im Sui Shu aus dem 7. Jahrhundert wird deutlich, dass sich die herrschende Elite des japanischen Archipels über die Sonne legitimiert, indem sich der König als Bruder der Sonne und Himmels bezeichnet. Durch das Fehlen indigener Schriftquellen bis in das 8. Jahrhundert ist eine archäologische Herangehensweise für die Untersuchung der Bedeutung der Sonne für die Bewohner des japanischen Archipels notwendig.
Im Fokus der Dissertation werden die religiös-politischen Rituale der Yayoi-, Kofun- und AsukaZeit stehen, um die Verknüpfung der Elite mit der Sonne vom Beginn der Hierarchisierung, die durch die Einführung des Nassfeldreisanbaus ausgelöst wird, bis zum Synkretismus der indigenen Glaubensvorstellungen mit dem Buddhismus zu analysieren. Neben den Funden und Befunden der Ritualplätze, ermöglicht auch die Ikonografie der dekorierten Grabhügel und der Ritualobjekte einen Rückschluss auf die Religion und Bedeutung der Sonne vor dem Beginn der Geschichtsschreibung auf dem japanischen Archipel. Ein Vergleich mit den chinesischen und koreanischen Sonnenkulten, von denen die Bewohner des japanischen Archipels durch den extensiven Handel seit der Yayoi-Zeit Kenntnis besaßen, soll zudem Hinweise darauf liefern, inwiefern die Bedeutung der Sonne durch die externen Einflüsse geprägt und verändert wurde. Neben den archäologischen Quellen werden auch die frühen Schriftquellen Chinas, Japans und Koreas analysiert.
Katharina Dalko, M.A. (Rechtspopulismus in Japan)
Rechtspopulismus in Japan - Kommunikationsstrategien im Zeitalter der Neuen Medien
Die Rolle der Medien als Vermittler zwischen Politik und Bürgern ist in der wissenschaftlichen Forschung seit jeher von großer Bedeutung. Die Entwicklung der Massenmedien, die Medialisierung nahezu aller gesellschaftlichen Bereiche sowie sich verändernde technischen Voraussetzungen sorgten für einen stetigen Wandel politischer Kommunikation. Insbesondere die aufkommenden Neuen Medien haben Wahlkampfstrategien und die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern stark beeinflusst.
Mit dem wachsenden Erfolg populistischer Strömungen weltweit gewann der politische Einfluss Neuer Medien in den letzten Jahren zunehmend an Relevanz für die wissenschaftliche Forschung. Denn populistische Kommunikationsstrategien erwiesen sich in verschieden Studien nicht nur als besonders erfolgreich, sondern auch als besonders gut an die sich verändernde Medienlandschaft angepasst. Für den Aufschwung der rechtspopulistischen Akteure in Europa und Nordamerika wird den Medien deshalb sogar eine Mitverantwortung zugesprochen. Gleichzeitig zeigten sich Rechtspopulisten als besonders geschickt darin, soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter für eigene Zwecke zu nutzen.
Auch in Japan etablierten sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf der lokalen wie nationalen politischen Ebene zunehmend populistische Kräfte, die sich insbesondere durch ihre charakteristischen Kommunikationsstrategien auszeichnen. Während zu Wahlerfolgen und Agenda einzelner populistischer Politiker Japans bereits einige wissenschaftliche Beiträge entstanden sind, sind Kommunikationsstrategien japanischer Rechtspopulisten bisher kaum erforscht. Insbesondere der Zusammenhang zwischen neuen Medien und dem Aufkommen populistischer Strömungen wurde bisher außer Acht gelassen. Aus diesem Grund wird sich das folgende Dissertationsprojekt mit der Rolle der Neuen Medien im Kontext des Aufschwungs rechtspopulistischer Politiker in Japan beschäftigen.
Hierzu werden die Erkenntnisse der Medialisierungstheorie zunächst den Merkmalen populistischer Kommunikationsstrategien in Japan gegenübergestellt. Eine Analyse japanischer Blogeinträge mithilfe des digitalen Analysetools TopicExplorer soll weiterhin zeigen, welche Rolle rechtspopulistische Politiker innerhalb der japanischen Blogszene einnehmen. Dabei werden auch die Rezeption und der Einfluss medialer Aktivitäten betreffender Politiker untersucht.
Das Projekt wird durch ein sechsmonatiges Stipendium der Max Weber Stiftung am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) unterstützt.
Britta Stein, M.A. - (Prähistorische Archäologie Japans)
Handel und Austausch in Eurasien am Beispiel des kofun-zeitlichen Japan (Arbeitstitel)
Das Projekt wird durch 18-monatiges Promotionsstipendium der Gerda Henkel Stiftung gefördert.
Michael Dietrich, M.A. (Gelehrsamkeit in Japan)
Die Entwicklung der Gelehrsamkeit im Japan des 17. Jahrhunderts - unter besonderer Berücksichtigung der Rolle regionaler Fürsten (Arbeitstitel)
Martin Genzow, M.A. (Die Schneidwarenindustrie in Japan)
Die Forschung zur Schneidwarenindustrie in Japan beschränkt sich meist auf die historische Blankwaffenproduktion, jedoch ist Japan auch heutzutage noch ein weltweit bedeutender Standort der Schneidwarenindustrie. Im Dissertationsprojekt soll die japanische Schneidwarenindustrie im Kontext der Industrialisierung Japans untersucht werden. Zu diesem Zweck soll die Entwicklung der drei bedeutendsten Zentren innerhalb Japans, Seki, Tsubame/Sanjō und Sakai, untersucht werden.
Ferner sollen die japanischen Standorte mit europäischen Schneidwarenzentren verglichen werden, in deren Entwicklung es interessante Parallelen gibt, sowohl in der geschichtlichen Entwicklung als auch aktuelle Herausforderungen der Industrie betreffend.
Anne Lange, M. A. (Neue Religionen der Zwischenkriegszeit in Japan)
Die Meidōkai
– Untersuchung einer Neuen Religion der Zwischenkriegszeit –
(Arbeitstitel)
Die Forschung zu Neuen Religionen in Japan konzentrierte sich bisher vor Allem auf die Aufarbeitung der Religionsgeschichte der späten Edo- sowie der Meiji-Zeit. Die Zwischenkriegszeit rückte bei der Betrachtung der Geschichte der Neuen Religionen bisher kaum in das Blickfeld der Forscher, obwohl gerade im Zeitraum von Mitte der Taishō-Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Sino-Japanischen Krieges einen sprunghaften Anstieg der Zahl neureligiöser Gruppierungen beobachtet werden kann. Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des Dissertationsprojekts ein Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Neuen Religionen der Zwischenkriegszeit geleistet werden. Als Untersuchungsobjekt dient dabei die in der Forschung noch wenig beachtete Meidōkai, eine 1928 von dem Arzt Kishi Ichita gegründete Neue Religion. Betrachtet werden sollen schwerpunktmäßig die Gründungs- und Etablierungsphase der Meidōkai sowie die Phase der Verfolgung, also der Zeitraum zwischen 1928 und 1931/32. Da die Meidōkai im Hinblick auf ihre Gründung, Etablierung und Verfolgung einen Schnittpunkt verschiedener gesellschaftlicher Phänomene und Prozesse bildet, kann sich ihre Untersuchung als besonders fruchtbar erweisen um einen Einblick in die Entwicklungen in der japanischen Gesellschaft, Wissenschaft und Religionspolitik der frühen Shōwa-Zeit zu erlangen.
Das Dissertationsprojekt wird mit Mitteln der Haniel-Stiftung gefördert.
Stefan Peßler, M. A. (Entwicklung der Vokalharmonie im Japanischen)
Das altaische Japan
– Zu den Relikten der altaischen Vokalharmonie im Altjapanischen –
Die typologische Zuordnung der japanischen Sprache zur Gruppe der altaischen Sprachen gründet sich auf signifikante Übereinstimmungen im Bereich von Morphologie, Syntax und Lexik. Ein Merkmal der altaischen Sprachen, welches das Japanische allerdings vermissen läßt, ist Vokalharmonie. Mit Blick auf den Lautbestand des Altjapanischen (7./8. Jahrhundert), insbesondere auf die charakteristische Phonotaktik der Vokale, soll gezeigt werden, daß es sich hierbei um Reste einer Vokalharmonie handelt, die ihren Ursprung in den altaischen Sprachen hat.
Das Dissertationsprojekt wird mit Mitteln der Haniel-Stiftung und des DAAD gefördert.
Juliane Schulz, M. A. (Volksabstimmungen und direkte Demonkratie in Japan)
Japans „neue“ neue soziale Bewegung – Mobilisierungs- und Handlungsstrategien zur Ausweitung der direkten Demokratie in Japan: Die Bürgergruppe Minna de kimeyō ‚genpatsu‘ kokumin tōhyō (Arbeitstitel)
Eine der neuen sozialen Bewegungen, die nach der Dreifachkatastrophe 2011 in Japan entstanden ist, ist die Bürgergruppen Minna de kimeyō ‚genpatsu‘ kokumin tōhyō, die im Juni 2011 in Tōkyō gegründet wurde. Diese Bürgergruppe fordert, in die Entscheidung über die Zukunft der Kernenergie auf lokaler/kommunaler und nationaler Ebene direktdemokratische Elemente einzubeziehen. Das primäre Ziel der Bürgergruppe ist jedoch nicht die Abschaffung der Kernenergie an sich, sondern die Aufklärung und die Mobilisierung der Bürger, sich an der politischen Willensbildung zu beteiligen und die direktdemokratische Einflussnahme als Mittel der Partizipation einzufordern. Dabei unterscheiden sich die Aktivitäten von Minna de kimeyō ‚genpatsu‘ kokumin tōhyō grundlegend von anderen sozialen Bewegungen im Umfeld der Kernenergie-Problematik.
Am Fallbeispiel der Bürgergruppe Minna de kimeyō ‚genpatsu‘ kokumin tōhyō wird in diesem Dissertationsprojekt untersucht, ob die Aktivitäten neuer sozialer Bewegungen zu einer Ausweitung der direkten Demokratie in Japan führen können. Es wird analysiert, welche Methoden der Kommunikation und welche Strategien zur Erreichung des politischen Ziels durch die Bürgergruppe ergriffen werden. Des Weiteren wird herausgearbeitet, welche Eigenschaften die Bürgergruppe Minna de kimeyō ‚genpatsu‘ kokumin tōhyō kennzeichnen und was das Neue und Charakteristische an dieser sozialen Bewegung ist. In diesem Zusammenhang wird der Frage nachgegangen, wer die Mitglieder sind, was ihre Motive sind und welche Strategien zur Identitätsbildung innerhalb der Gruppe herangezogen werden.
Mit der Analyse dieser Mobilisierungs- und Handlungsstrategien der Bürgergruppe wird der Frage nachgegangen, ob die Aktivitäten zur Ausweitung direktdemokratischer Elemente und die Mobilisierung des Volkes eine Chance im Umgang mit den sozialpolitischen Problemen Japans darstellt.
Das Dissertationsprojekt wurde durch zwei Kurzzeitstipendien des DAAD „Partnerschaft mit Korea und Japan“ im Jahr 2012 und 2014 gefördert. 2015 wird das Dissertationsprojekt mittels eines dreimonatigen Stipendiums am DIJ in Tōkyō unterstützt.
Franziska Steffen, M. A. (Neue Religionen und Medizin in der Meiji-Zeit)
„Inshi Tenri Renmon Kyō - zwischen Aberglaubensvorwurf und Religionsanerkennung. Die Formierungsphase der Neuen Religionen Tenrikyō und Renmonkyō als Teil der ‚magischen Moderne‘ Japans“
Die Neuen Religionen (shinshūkyō) Japans, die sich seit ihrer Entstehung im 19. Jh. wachsender Mitgliederzahlen erfreuen, sind im Zeitalter der erklärten Rationalisierung ein faszinierendes, jedoch v.a. unter dem Sektenbegriff studiertes Phänomen. Ausgangspunkt dieses Forschungsprojekts ist die Beobachtung, dass der historischen Forschung die Verortung der Neuen Religionen in der Moderne nicht schlüssig gelingt, weil sie auf ideologisch aufgeladenen, überholten Theorien beruht. Diese sind erstens die Idee einer ausschließlich rationalen Moderne in Weberschen Sinne, die die Frage nach dem Wesen von Magie und Aberglauben in der Moderne von vorneherein ausblendet. Zweitens geht es um die Verwendung eines nach dem Christentum modellierten westlichen Religionsbegriffs, der oft unreflektiert auf die Religionen der Edo- und Meiji-Zeit übertragen wurde. Beide Theorien dienten dazu, die Neuen Religionen trotz oder gerade wegen ihrer ersten Blütezeit um die Jahrhundertwende aus der Moderne auszuschließen.
Mithilfe eines neutral (bzw. als Zuordnung) verstandenen Magiebegriffs soll sich daher mit der Geschichte des sich formierenden Aberglaubensbegriffs in der japanischen Moderne befasst werden, um aus dem o.g. theoretischen Dilemma auszubrechen. Begreift man den Aberglaubensvorwurf als diskursives Instrument, lässt sich anhand von zwei gewählten Beispielen, den Neuen Religionen Renmonkyō und Tenrikyō, der Meiji-zeitliche Diskurs um Aberglauben fassen und somit das Wesen einer „magischen Moderne“ offenlegen.